So schnell tickt die CO₂-Uhr –  Jedes Zehntelgrad zählt

Die CO2-Uhr des MCC veranschaulicht, wie viel CO2 in die Atmosphäre abgegeben werden darf, um die globale Erwärmung auf maximal 1,5°C beziehungsweise 2°C zu begrenzen. Mit einem Klick oben links und rechts kann man die Schätzungen für beide Temperaturziele vergleichen und sehen, wie viel Zeit im jeweiligen Szenario bleibt.

  • Das aktuelle Klimaabkommen sieht vor, die Erderwärmung auf zwei Grad – besser noch auf 1,5 Grad – zu begrenzen.
  • Physikalisch wäre das noch möglich. Was fehlt, ist der politische Wille.
  • Das 1,5-Grad-Ziel ist leider so unrealistisch, dass man es wohl vergessen kann.

Einige Klimaforscher weisen darauf hin, dass 2 Grad eher die Grenze zwischen „gefährlichem“ und „sehr gefährlichem“ Klimawandel darstelle als zwischen „tolerablem“ und „gefährlichem“.

Das Zwei-Grad-Ziel wird von vielen Forschern sowie unter anderem dem IPCC[43] für nicht ausreichend angesehen, um schwerwiegende Folgen der globalen Erwärmung auf Mensch und Umwelt zu verhindern. So bedeutet eine Erwärmung um zwei Grad für viele indigene Völker eine Zerstörung ihrer Kultur und Lebensweise, sei es in arktischen Regionen, in kleinen Inselstaaten oder in Wald- oder Trockengebieten,[44] sowie den fast vollständigen Verlust aller Korallenriffe weltweit.[45] Die Grenze für ein Abschmelzen der grönländischen Eismassen liegt nach einer im Jahr 2012 erschienenen Studie zwischen 0,8 und 3,2 Grad. Einige Klimaforscher halten das Zwei-Grad-Ziel daher für zu hoch angesetzt und plädieren für ein 1,5-Grad-Ziel.[46] Stefan Rahmstorf bezeichnet den Begriff des Zwei-Grad-„Zieles“ als irreführend, da wohl niemand, der „bei Sinnen“ sei, eine Erwärmung um zwei Grad herbeiführen wolle. Es gehe vielmehr darum, diese unter allen Umständen zu verhindern.[47]

So plädierte die Deutsche Physikalische Gesellschaft schon im Dezember 1985[48] und erneut im Jahr 1987, gemeinsam mit der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, für die Einhaltung eines Ein-Grad-Ziels.[49]

In einer im Jahr 2013 erschienenen Studie wurde das Speläothem-Wachstum in sibirischen Höhlen während der letzten 500.000 Jahre untersucht. Demnach reicht eine globale Erwärmung von 1,5 Grad im Vergleich zu den vorindustriellen globalen Durchschnittstemperaturen aus, um ein starkes Auftauen sibirischen Permafrostbodens bis hin zum 60. Breitengrad auszulösen. Da im Permafrost der Nordhemisphäre eine Kohlenstoffmenge gespeichert ist, die zweimal dem vorindustriellen Gehalt der Atmosphäre entspricht, bedeutet dies, dass bereits bei einer Erwärmung um 1,5 Grad ein großes Risiko für eine starke Freisetzung von Methan und Kohlenstoffdioxid aus dieser Quelle besteht, was zu einer weiteren Erwärmung führen würde.[50]

Der Klimatologe James E. Hansen nannte im Dezember 2011 das Zwei-Grad-Ziel ein „Rezept für eine Katastrophe“ (original englisch: „a prescription for disaster“).[51] Zusammen mit 15 anderen Autoren veröffentlichte er im Jahr 2015 eine wissenschaftliche Arbeit, in der er unter anderem auf die Gefahren eines sich exponentiell beschleunigenden Meeresspiegelanstieges und extremer Stürme hinweist, die sich bei einer Erwärmung um zwei Grad ergäben.[52] Hans Joachim Schellnhuber nannte die Zwei-Grad-Grenze einen „Kompromiss zwischen dem wissenschaftlich Gebotenen und dem ökonomisch Günstigen“. Allerdings müsse auch schon in Hinblick auf zwei Grad klar sein, dass generell jedes Zehntel Grad mehr Erderwärmung das Risiko erhöht, Kippelemente im Erdklimasystem auszulösen, die zu einer „Heißzeit“ führen könnten.[53]

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-Grad-Ziel

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