Sieben gute Gründe für „Grün und Bunt tut gut.“

Die erste Runde der TOP 100 des Bürgerbudgets Wuppertal haben wir erfolgreich bestanden und sind auf dem zweiten Platz der Beliebtheit gelandet! Wunderbar, jetzt haben wir beim „Gemeinwohlcheck“ auch die nächste Hürde genommen sind unter die TOP 30 wieder mit der zweitbesten Bewertung gekommen.

„Diese 30 Projektideen wiederum gehen an die Kämmerei zur detaillierten Prüfung der Kosten und Umsetzbarkeit. Im September heißt es dann: Stimmen abgeben für die Lieblingsprojekte! Die Gewinner-Ideen gehen in den Haushaltsplan ein und werden umgesetzt.“

Bis dahin sammeln wir hier weitere gute Gründe für unsere Idee Grün und bunt tut gut. Initiative zur Begrünung der Quartiere (natürlich auch für die essbare Stadt ) 
Was sind Deine guten Argumente für unser Vorhaben?
Lass‘ es uns wissen! Geb‘ hier Deinen Kommentar ab, gerne auch mit Linkempfehlungen.

(Die Kommentare werden von uns freigeschaltet, es dauert also einen Moment, bis sie hier auftauchen!)

1. Grünflächen als „hotspots“ der Artenvielfalt

Besonders auf lokaler Ebene ist es von Bedeutung, Grünflächen als „hotspots“ der Artenvielfalt zu erhalten. Ganz gemäß der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030. Was auch Wuppertal tun kann, um Bienen zu schützen steht in diesem Gastbeitrag von Dominik Jentzsch im aktuellen Magazin des Deutschen Städte- und Gemeindebundes.

„Für Kommunalpolitiker und Stadträte gilt es daher, auf dem kommunalen Grün und den diversen Grünflächen aktiv zu werden. Hierbei haben hohe Diversitäten durch das Setzen von heimischen Pflanzenarten höchste Priorität. Anpflanzungen mit heimischen, zertifizierten Saat- und Pflanzengut verbessern die Situation für die heimische Tierwelt. Es gilt aber auch Sukzessionen zuzulassen und mehr „Wildnis zu wagen“. Dabei sind Pflegeaufwand und Mähregime zu reduzieren. Sofern eine Minderung des Aufwands von acht bis neun Mal mähen auf lediglich zwei bis drei Einsätze während eines Jahres vorgenommen wird, erzielt dies bereits eine Steigerung der Artenvielfalt. Mit Hilfe der Einsparungen der reduzierten Ausgaben kann ein Bienenfond eingerichtet werden, welcher ausschließlich Bestäuberinsekten zu Gute kommt. Eine weitere Maßnahme ist die Ausweisung von Wildkräuterflächen. Die Bevölkerung ist zu informieren, es bedeutet Partner zu sein für Verbände und Institutionen die urbanes Gärtnern befördern.

Ein Tipp aus dem Artikel der Bundesweite  Pflanzwettbewerb WIR TUN WAS FÜR BIENEN!  Am Wettbewerb teilnehmenden Gruppen, die ehrenamtlich (halb)öffentliche Flächen wie z.B. Kita- oder Schulgärten, Gärten von gemeinnützigen Vereinen, kommunale Flächen etc. bienenfreundlich bepflanzen wollen, jedoch nicht über die finanziellen Mittel verfügen, können sich um kostenlose Pflanzen und rabattiertes Saatgut bewerben.

Der ganze Artikel hier: https://kommunal.de/artikel/bienen-deutschland-summt/

2. Bodenschutz

Wuppertal ist ordentliches Mitglied des Europäischen Bodenbündnises, das gerade bei der Mitgliederversammlung folgende Erklärung abgegeben hat.

Das Europäische Bodenbündnis (ELSA) unterstützt daher folgende Handlungsansätze:

1. Fruchtbare und gesunde Böden in einer Stadt: In Großstädten, insb. in hoch verdichteten Innenstädten können aufgrund der Nutzungshistorie erhöhte Schadstoffbelastungen in Böden auftreten. Fruchtbare, humusreiche und schadstoffarme Gartenböden sind jedoch die Basis für einen guten Ertrag und für gesunde Lebensmittel. Mögliche Schadstoffbelastungen sind daher zu überprüfen, eine gute Nährstoffbilanz ist in einem humusreichen Boden mit biologisch-organischer Düngung anzustreben, Pflanzenschutz erfolgt ohne chemische Pflanzenschutzmittel, ein neutraler pH-Wert sichert die gute Nähstoffversorgung und senkt die Mobilität von Schadstoffen. Hier können die zuständigen Dienststellen von Städten, Gemeinden und Ländern wertvolle Informationen und Unterstützung (z. B. zertifizierten, schadstofffreien Boden) anbieten.

2. (Rest)Flächen im urbanen Siedlungsraum bereit stellen: Politik, Verwaltung und Stadtplanung sollen die Bedeutung von Gemeinschaftsgärten anerkennen, ihre Position im Gemeinschaftswesen stärken und Flächen für urbane Gärten im Stadtraum dauerhaft anbieten („Recht auf Garten“). Hierbei können Flächen wie beispielsweise Brachen, Kleingarten- und Parkanlagen oder temporär auch Baulücken eine Rolle spielen. Auch Schul- und Lehrgärten in Schulen, Kindergärten oder Kleingartenanlagen können Urban Gardening unterstützen.

3. Gemeinschaftsgärten fördern die gesellschaftliche Integration: Urban Gardening bietet die Möglichkeit für interkulturelle und generationenübergreifende Begegnungen/Kooperationen. Das Engagement für ein lebendiges Miteinander zwischen Jung und Alt, für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund fördert die Gemeinsamkeit und die gegenseitige Toleranz der Menschen. Die Städte sollen als Unterstützung für die „Stadtgärtner/innen“ eine Koordinationsstelle als erste Anlaufmöglichkeit bei Fragen und Anregungen einrichten. „

Europäisches Bodenbündnis ELSA e.V. Jahreserklärung 2017 (Linz)
„Urban Gardening – Gesunde Böden in Städten und Gemeinden“

3. Vorteile für das Stadtklima

„Wir brauchen eine Neuerfindung der Städte. Eine Entsiegelung und massive Begrünung der Städte bringt viele Vorteile mit sich: Der natürliche Boden und die darauf wachsenden Pflanzen speichern nur wenig Wärme, Bäume spenden Schatten und tragen über die Verdunstung von Feuchtigkeit zur Abkühlung der Umgebungsluft bei. Sie filtern Stäube und binden das Treibhausgas Kohlendioxid. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist der verstärkte Wasserrückhalt nach Regenfällen und somit eine Entlastung der Kanalisation.“

„Stein, Asphalt, Beton und Stahl: Der Lebensraum Stadt ist von toten Materialien geprägt, die sich besonders leicht aufheizen. Mit Bau- und Geschäftstätigkeiten schafft der Mensch ein lokales Klima, das sich massiv von dem der Umgebung abgrenzt. Durch die Versiegelung des Bodens und die Zerstörung der Pflanzendecke werden natürliche Klimatisierungsmechanismen außer Kraft gesetzt. Boden und Pflanzen können nicht mehr atmen. Die somit fehlende Verdunstung von Feuchtigkeit kann nicht mehr regulierend auf das Lokalklima wirken.“

„Der Klimawandel verschärft die Situation, denn durch ihn nehmen Ausprägung und Häufigkeit von Hitzeperioden zu. Der Teufelskreis mangelnder Lebensqualität schließt sich, wenn ein Spaziergang in der Beton-Landschaft zur Qual wird, weil schattenspendende Parkanlagen oft zu weit entfernt sind. Dies kann nicht nur zu Unbehagen, sondern zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Problemen führen. Besonders betroffen von den städtischen Hitzeinseln und ihrer schlechten Luftqualität sind Kinder, Senioren und Kranke.“

Quelle: NABU – Benjamin Bongardt & Andreas Puhr
Weiter Infos: Bildungsservice des BMUB 

4. Gärten im Quartier: Draußen-Stadtteilzentren

„Gemeinschaftsgärten werden als Orte der Integration unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen gesehen sowie als Orte, in denen die Bezüge der Bewohnerinnen und Bewohner untereinander gestärkt werden. Im Fachdiskurs werden Gemeinschaftsgärten als „Draußen-Stadtteilzentren“ bezeichnet. Die räumliche Nähe und ihr einladender Gestus stimulieren Begegnungen, die sich nach und nach zu nachbarschaftlichen Strukturen und sozialen Geweben verfestigen können. Auch wenn zahlreiche Gärten zum Schutz vor unerwünschten Eindringlingen von Hecken und Zäunen umrandet und daher nicht uneingeschränkt öffentlich zugänglich sind, gelten sie als „offene“ Räume. Sie haben das Potenzial, Akteure verschiedener Milieus, Herkunftsländer und Altersgruppen miteinander in Kontakt zu bringen. Das gemeinschaftliche Gärtnern bietet vielen Menschen Anlässe zur Begegnung und Kommunikation, was insbesondere in benachteiligten Quartieren von großer Bedeutung ist. Im Garten trifft man sich, lernt sich kennen, erfährt Unterstützung und findet Gelegenheit zum Beisammensein, Grillen oder Feiern.“

Quelle: Gemeinschaftsgärten im Quartier. Handlungsleitfaden für Kommunen.

5. Umweltbildung und soziales Lernen

„Gemeinschaftsgärten sind auch Bildungsorte: Sie ermöglichen die Weitergabe von Wissen älterer an jüngere Generationen, von gärtnerisch Versierten an Unerfahrene und sie können den interkulturellen Austausch befördern. Sie bieten die Möglichkeit, im Kontakt mit Erde und Pflanzen Natur zu erleben und damit ein Verständnis für die Kreisläufe der Natur zurückzugewinnen.“

Quelle: Gemeinschaftsgärten im Quartier. Handlungsleitfaden für Kommunen.

6. Regionale Lebensmittel

„Für viele Gärtnerinnen und Gärtner stellt die (eigene. WuG) Parzelle im Gemeinschaftsgarten (oder als Patenschaft für öffentliches Grün. WuG) aber auch die Möglichkeit dar, gesunde und preiswerte Lebensmittel zu erhalten. Somit tragen die Gärten nicht nur zur Subsistenz bei, sondern stärken die Identität ihrer Nutzerinnen und Nutzer. Vor diesem Hintergrund muss auch der Anbau von Nutzpflanzen aus der jeweiligen Heimat von Migrantinnen und Migranten gesehen werden. Er bietet insbesondere Zuwanderern die Chance, an ihre heimischen Ernährungsgepflogenheiten anzuknüpfen und diese zu kultivieren.“

Quelle: Gemeinschaftsgärten im Quartier. Handlungsleitfaden für Kommunen.

7. Gesundheitsvorsorge

„Des Weiteren wirken sich Gärten positiv auf die psychische und physische Gesundheit der Menschen aus. Gärtnerinnen und Gärtner sehen im Garten die Möglichkeit, Alltagsstress abzubauen und sich zu erholen. Gärten bieten aber auch die Gelegenheit zum schlichten Nichtstun: Sich in den Schatten zu setzen und vielleicht den anderen bei der Arbeit oder den Kindern beim Spielen zuzuschauen, kann entspannend und erholsam sein.“

Quelle: Gemeinschaftsgärten im Quartier. Handlungsleitfaden für Kommunen.

Mehr Zeit vor, weniger Zeit hinter der Haustür zu verbringen, das rät in seinem neusten Buch „Stress and the City“ der Psychiater und Therapeut Mazda Adli den Bürgern unserer Städte. Städter sind zwar anfälliger für Stress, aber eine grüne und offene Stadt bietet auch viele Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. Da lohnt der Blick in südeuropäische Städte:
„Mediterranes Leben hilft in der Tat, Leben unter freiem Himmel oder anders gesagt: Zeit, die ich unter freiem Himmel verbringe, ist den sozialen Funktionen in der Stadt zuträglich, hilft auch gegen Einsamkeit und Isolation.“

„In der Tat tun uns natürlich Ruhepunkte in der Stadt gut. Grünflächen, Parks, kleine Stadtbrachen, die wir irgendwie selbst auch gestalten können. All das tut uns gut. Das heißt aber keineswegs, dass eine Grünfläche in der Stadt nun das Dörfliche in der Stadt darstellt, sondern es ist eine Erholung und ein Ruhepunkt zwischen der städtischen Betriebsamkeit, und natürlich tut uns das gut. Grünflächen sind gut für unsere Konzentration. Schulkinder, die eine Grünfläche in der Nähe haben, haben im Durchschnitt bessere Schulleistungen, und wir werden weniger depressiv, wenn sich ein Park in erreichbarer Nähe befindet.“

Quelle: Wie das Stadtleben die Psyche verändert. Mazda Adli im Gespräch mit Dieter Kassel, Deutschlandradio Kultur

„Insgesamt scheinen Bäume in Städten den dort wohnenden Menschen aber hauptsächlich gutzutun: Studien fanden einen positiven Zusammenhang zwischen der Baumdichte in einem Stadtgebiet und der physischen und psychischen Gesundheit seiner Bewohner. So sollen etwa in Gegenden mit mehr Bäumen weniger Antidepressiva verschrieben werden und seltener Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten. „

Quelle: Stadtbäume. Was sie für das Klima und die Seele bedeuten. Katharina Dellai-Schöbi 1.7.2017, NZZ

Resumee

„Die aufgezählten Möglichkeiten und positiven Wirkungen, (…) fördern insgesamt die Lebensqualität in Quartieren. Da diese in benachteiligten Wohnquartieren oftmals unter anderem aufgrund fehlender attraktiver und zugänglicher grüner und kultureller Infrastruktur eingeschränkt ist, können Gärten dort entsprechend zur Verbesserung beitragen.

Auf der Basis von naturnahem Gartenbau, handwerklicher Eigenarbeit und projektbezogenen Aktivitäten entstehen (…)  neue Grünräume. Gärten über den Stadtraum verteilt, gelten als vielfältige, kleinstrukturierte, nachhaltige Trittsteine“ für die verbliebene Stadtnatur.

Quelle: Gemeinschaftsgärten im Quartier. Handlungsleitfaden für Kommunen.

 

3 Antworten auf „Sieben gute Gründe für „Grün und Bunt tut gut.““

  1. „Auf 1,8 Millionen Hektar in Deutschland wächst Rasen, etwa 5 Prozent der Fläche der Bundesrepublik sind damit bedeckt. Rasen auf Sportplätzen, Golfplätzen, Skipisten, Rasen in privaten Gärten und Parks, Rasen an Böschungen und im „Straßenbegleitgrün“.
    Es sind Zahlen der Rasen-Fachstelle der Universität Hohenheim, und je nach Perspektive wird darin mal ein riesiger Wirtschaftszweig erkannt, mal ein ökologisches und ökonomisches Desaster, mal ein Spiegel der Langeweile, der Zwanghaftigkeit, der Fantasielosigkeit. (…)
    Rasen sind in Adelskreisen entstanden. Die Adligen demonstrierten, dass sie auf die Nahrungsmittelproduktion nicht angewiesen sind. Wem im Garten vor allem der Rasen wichtig ist, der versucht, es den Noblen der Welt gleichzutun und so seinen Status zu heben. Geltungskonsum wird das genannt.
    Es geht nicht um Sein, sondern um Schein. Es geht nicht um Vielfalt und Leidenschaft, sondern um Konformität und Langeweile. Es geht nicht um Entwicklung, sondern um Kontrolle. Danke, deutscher Rasen, dass, wer will, das an dir erkennt.“
    http://taz.de/Kritik-der-Rasenmanie/!5430003/

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